James, Eloisa - Duchess Quartet 04 by Lady Helenes skandaloeser Plan

James, Eloisa - Duchess Quartet 04 by Lady Helenes skandaloeser Plan

Autor:Lady Helenes skandaloeser Plan
Die sprache: deu
Format: mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


20

Ein Rausch ist zuweilen die klügste Wahl

Während des Mahles wurde Helene wieder ein wenig nüchterner, wenn auch nicht viel. An einem gewissen Punkt erkannte sie, dass ein Schluck Wein mehr am nächsten Morgen bohrende Kopfschmerzen zur Folge haben würde. Doch sie kümmerte sich nicht darum. Erst einmal den Abend hinter sich bringen … sollte doch der Morgen für sich selber sorgen.

Rees saß am Kopf der Tafel und brütete über einem Teil seiner Partitur. Das spärliche Tischgespräch wurde von Lina, Tom und Helene bestritten. Nachdem Leke das Dessert abgeräumt hatte, schien auch diese Unterhaltung zu ersterben. Helene holte tief Luft und wandte sich an Lina.

»Wenn Sie uns jetzt entschuldigen wollen«, sagte sie höflich. »Ich werde ihn in fünf Minuten zurückbringen.«

»Ach bitte, es können durchaus auch sieben sein«, sagte Lina augenzwinkernd.

Ein verhaltenes Lächeln umspielte Helenes Mund. War es denn wirklich so ungewöhnlich, Achtung vor der Geliebten ihres Mannes zu empfinden?

»Rees!«, rief sie und erhob sich.

Er stopfte das Blatt in seine Rocktasche. »Sehr wohl«, erwiderte er. Offenbar war es ihm gleichgültig, welche Ansichten Lina und Helene über seine Befähigung für das Schlafzimmer ausgetauscht hatten.

Doch statt die Treppe hochzugehen, lenkte er seine Schritte zum Musikzimmer – oder vielmehr zu dem Zimmer, das einst unter der Bezeichnung Wohnzimmer firmierte und nun von drei Klavieren bewohnt wurde.

»Rees«, sagte Helene, die ihm auf dem Fuß folgte, »was in aller Welt hast du vor?«

»Ich muss dir meine Partitur zeigen«, erwiderte er ungeduldig und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Um das Übrige kümmern wir uns später.«

»Ich würde das Übrige, wie du es auszudrücken beliebst, lieber jetzt gleich tun«, betonte Helene. Sie wollte ihren leichten Rausch ausnutzen, der einen gnädigen Schleier über den Abend breitete, sodass ihr alles furchtbar komisch erschien. Und ganz besonders wollte sie abgestumpft sein, wenn sie mit Rees schlief, auch wenn es nur sieben Minuten dauern würde.

Doch Rees war zum Klavier gegangen und wühlte in den losen Papieren. Voll Argwohn betrat Helene das Zimmer. Blätter raschelten um ihre Füße. Sie versuchte, ein paar beiseitezutreten. »Wie kannst du nur in einer solchen Unordnung leben?«, fragte sie.

»Es sieht nur unordentlich aus«, erwiderte Rees, die offenkundige Wahrheit leugnend.

Helene lachte. »In diesem Wahnsinn herrscht keinerlei Methode!« Mit der Fußspitze schleuderte sie einige Blätter in die Luft.

»Tu das nicht!«, herrschte er sie an. »Übrigens herrscht Ordnung. Die Entwürfe liegen auf dem Boden. Und die Oper, soweit sie fertig ist, in einzelnen Akten auf dem Sofa.«

»Sofa?« Helene ging darauf zu und entdeckte das Ungetüm, Geschenk ihrer Tante Margaret, doch noch im Zimmer. Allerdings war es unter Papieren fast begraben. »Das sieht doch beinahe wie eine vollständige Oper aus, Rees. Ich verstehe nicht, wieso du nicht pünktlich fertig werden kannst.«

»Sentimentales Zeug«, sagte er achselzuckend. »Ich habe seit einem Jahr keine anständige Zeile mehr zustande gebracht.« Er spielte ein paar Takte. »Was hältst du davon?«

Selbst in leicht alkoholisiertem Zustand war Helenes Musikgeschmack unbestechlich. »Es gefällt mir nicht sonderlich«, meinte sie, schlenderte zum Klavier und stützte ihre Ellenbogen äußerst undamenhaft auf das Instrument.

»Es ist ja auch aus dem Zusammenhang gerissen«, gab Rees zu bedenken.



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